Weihnachtspäckchen 2024

PRYVIT- Neujahrsgruß 2024

Strahlende Kinderaugen sehen wir auf den Fotos, die uns jetzt aus Narodychi erreichten. Diesmal wurden die Weihnachtspäckchen schon im Dezember verschickt, denn die Ukraine orientiert sich zunehmend westlich, und nun wird dort überwiegend am 25. Dezember Weihnachten gefeiert. Die Päckchen haben einen langen Weg hinter sich, aus Wandsbek in die nordwestliche Ukraine, 1600 km.

Im November hatten Schülerinnen und Schüler des gesamten Charlotte-Paulsen-Gymnasiums in Wandsbek Spenden gesammelt: Mützen, Schals und Handschuhe, Schreibwaren, Drogerieartikel, kleines Spielzeug und etwas Schokolade – ganz im Sinne von Charlotte Paulsen, „Charlotte hilft“. Die Klassen 5b (Kathrin Lenk und Sandra Schmidt) und 6d (Annika Jansen und Torben Kunde) haben dann an einem Nachmittag weihnachtlich beklebte Schuhkartons gefüllt. 125 Päckchen wurden diesmal mit einem großen Transporter in die Ukraine gebracht und an die Kinder in den Dörfern rings um Narodychi verteilt.

Die Aktion wird in jedem Jahr durchgeführt, um den Kindern in der Ukraine zu helfen, die derzeit doppelt leiden, unter dem Krieg und der radioaktiven Strahlung. Simple Gegenstände wie Zahnbürsten und Buntstifte sind wahre Luxusartikel in der vom Reaktorunglück 1986 betroffenen und noch immer verstrahlten Region rund um Tschernobyl. Denn in der ursprünglich von bäuerlichem Wohlstand geprägten Gegend ist die Infrastruktur weitgehend zusammengebrochen. Die Arbeitslosigkeit ist extrem hoch, Perspektivlosigkeit setzt den Erwachsenen zu. Wer es sich leisten konnte, hat die radioaktiv belastete Region längst verlassen, geblieben sind nur die Ärmsten der Armen. Täglich gehen sie an verlassenen und verfallenen Häusern vorbei, ernähren sich von dem verstrahlten Gemüse aus dem Eigenanbau. Viele Kinder sind Waisen, weil die Eltern oft früh an Krebs sterben.

Hier wollten die Schülerinnen und Schüler des Charlotte-Paulsen-Gymnasiums helfen. Die soziale Ader haben sie von der Namenspatronin des Gymnasiums, Charlotte Paulsen, die sich im 19. Jahrhundert für die Armen und Kranken einsetzte und später sogar eine Schule gründete, in dem Wissen, dass nur Bildung zu einem dauerhaft besseren Leben verhilft.

Ähnliche Absichten verfolgt der gemeinnützige Verein „Pryvit – Hilfe für Tschernobyl-Kinder e.V.“, im Dezember 2011 gegründet von einem ehemaligen Physiklehrer des CPG, Wulf Garde. Der Verein lädt die Kinder, die es am nötigsten haben, zu einem dreiwöchigen Sommeraufenthalt in das Schullandheim „Erlenried“ in Großhansdorf ein. Hier werden sie u.a. von Augen- und Zahnärzten untersucht und behandelt, erhalten gesunde, vitaminreiche Ernährung, unternehmen spannende Ausflüge, können ein wenig an Körper und Seele heilen und bekommen eine Vorstellung davon, dass das Leben auch ganz anders sein könnte.

Seit dem Kriegsbeginn in der Ukraine am 24. Februar 2022 engagiert sich PRYVIT auch für Flüchtlinge aus der Ukraine. Viele Familien unserer ehemaligen Sommerkinder haben sich an uns gewandt und um Hilfe gebeten. Wir haben sie überwiegend in Großhansdorf und Ahrensburg in Gastfamilien untergebracht und mit Rat und Tat begleitet. Die Kinder besuchen inzwischen Schulen und Kitas, die Erwachsenen Deutschkurse. Viele suchen derzeit eine eigene Wohnung, was sich als sehr schwierig erweist.

Wir teilen ihre Sorgen und Nöte, wissen von Großmüttern und Brüdern, die durch diesen Krieg gestorben sind oder schwer verletzt wurden. Bei Luftalarm geht der Unterricht im Schulkeller weiter, wenn die Schule denn einen hat. Die anderen Kinder können weiterhin nur am Online-Unterricht teilnehmen, wenn sie denn über einen Laptop oder wenigstens ein Handy verfügen.

Regine Fiebig, Vorsitzende von Pryvit